Angst vor der Freiheit

"Was die Herde am meisten hasst, ist derjenige, der anders denkt; es ist nicht so sehr die Meinung selbst, sondern die Kühnheit, selbst denken zu wollen."
Arthur Schopenhauer
Die Freiheit ist ein wildes Tier. Ist das Unbekannte. Natur. Das Selbstbestimmte, das Eigene, das Gesicht im Spiegel, der aufrechte Gang, das Rückgrat, der eigene Fehler, der Fehltritt, der Umweg, der Übermut, die Hybris. Ohne das wilde Tier ins uns würden wir zugrunde gehen.
Es geht nie um das Thema bzw. den Gegenstand jeder Angst. Die Angst ist stets nur ein Mittel, um Menschen kontrollieren, unterdrücken und versklaven zu können. Es gibt nichts, vor dem man nicht Angst haben könnte. Egal, ob es der böse Wolf, natürliche abiotisch entstandene Brennstoffe, CO2, Ozonloch, Klimawandel, Terrorismus, Schweinepest, saurer Regen, FCK, Verbrenner-Autos, die deutsche Sprache, 2 Geschlechter, Kernenergie, Bargeld, Waldsterben, Russland, Nationalität, Pazifismus, Vogelgrippe, Corona, oder das jahresendliche Christenfest, der Weihnachtsbaum oder eine Hühnersuppe ist.
Der Herrschenden erfinden alle paar Jahre neue Bedrohungen, um die Masse der Schafe in Schach zu halten. Und wie bei jeder Religion sind es die Menschen, die daran glauben wollen, weil sie das Bedürfnis nach Frieden, nach Konformität haben, wissen wir schon seit jener Äußerung von Karl Marx.
Menschen wollen sich anpassen, nicht auffallen und lassen sich lieber selbst zur Schlachtbank führen, anstatt Widerstand gegen den Untergang und Irrsinn zu leisten, denen ihnen seit Menschengedenken die Herrschenden aufzwingen, die es jeweils nur gut mit uns meinen. Das ist wohl seit 10.000 Jahren so und – wir wissen es nicht – wird vielleicht auch in Zukunft so bleiben?
Vielleicht liegt es daran, weil in der Geschichte der Menschheit immer nur die überleben konnten, die sich am meisten an die Gruppe angepasst hatte, die unauffällig waren, die nur dann den Löwen angegriffen hatten, wenn bereits drei andere wagemutige vor Ihnen liefen. Wir müssen die Schafe nehmen wie sie sind, auch, wenn sie schweigen und friedlich blöken. Das ist die Natur, die in uns allen steckt. Dennoch ist die Frage berechtigt, wie wir aus der Nummer wieder herauskommen.
Jedoch, beide Seiten haben Angst vor der Freiheit. Die Herrschenden und die Beherrschten. Beide Seiten wissen nicht, was danach kommt. Nein. Die Herrschenden wissen es. Sie wissen, dass Freiheit das Ende ihrer Herrschaft ist. Die Herrschenden wissen aber nicht, dass Freiheit auch das Ende ihrer Sklaverei, ihrer Angst und ihres Getriebenseins ist. Hegel hat das Verhältnis von Herr und Knecht identisch gesetzt. Wer andere demütigen oder versklaven muss, wird selbst zum Sklaven.
Nur die Beherrschten wissen nicht, dass Freiheit das Ende ihrer Knechtschaft ist. Sie halten sich fest an allem Bekannten, an dem letzten Zipfel vermeintlicher Sicherheit, der ihnen geblieben ist. Freiheit gibt es nur, weil es Unfreiheit gibt. Ohne Unfreiheit, wäre es einfach nur Dasein. Nur? Dasein bzw. Sein, glückliches Sein ist aber der Sinn des Lebens, um den wir gebracht werden.
Die Freiheit wird von den Herrschenden dargestellt mit der Fratze des Bösen und des Endes der Welt. Es wird ein Monster aufgebaut. Und um die Beherrschten in Unfreiheit zu halten, werden Ängste am Fließband produziert. Und es scheint, egal, wer an die „Macht“ kommt, spielt das Spiel bis in die Unendlichkeit weiter. Ohne Aufklärung kommen wir aus dem Spiel nicht heraus.
Aufgrund der digitalen Medien hat die Menschheit wohl erstmals die Möglichkeit neben der öffentlichen Parallelwelt, die als die reale Welt gehalten wird, eine scheinbare Scheinwelt aufzubauen, die jedoch die vermeintlichen Schrecken zum Einsturz bringen kann. Die Angst vor der Freiheit ist nur die Angst vor dem Widerspruch, vor dem Andersdenken vor dem Neubeginn.
Die Hölle, alle Schrecken der Vergangenheit. Die Totsünden. Der Teufel. Ohne Angst war bisher keine Herrschaft möglich. Ohne Strafen war keine Herrschaft möglich. Ohne Inquisition war keine Herrschaft möglich. Ohne Glauben war keine Herrschaft möglich.
Die Hölle der Gegenwart, der Klimawandel, der Terrorismus, das Ozonloch, das Ende der fossilen Energieträger, die Überbevölkerung, die Nazis, die Rechtsradikalen, Marktwirtschaft, Vernunft, Rationalität, Bargeld verlieren ihren Schrecken, wenn immer mehr Menschen den Mut haben, ihre Gedanken - welche auch immer diese mögen - offen miteinander auszutauschen.
Nur dann werden wir in der Lage sein, das „Paradies auf Erden“, das Gendern, den Klimaschutz, die 600 Geschlechter, die erneuerbare Energien, Windmühlen und Sonnenkollektoren hinter uns zu lassen. Nur dann werden wir uns in die Augen und in den Spiegel sehen können. Mut zur Freiheit ist immer Mut zur Wahrheit des Andersdenkenden. Nach der Wahl ist immer vor der Wahl. Ein Frohes Neues Jahr 2025
Franco Müller
Berlin, 16.01.2025