Humanismus und Glaubensfreiheit
Unsere Philosophie
Humanismus ist in erster Linie eine Frage der Haltung, der aufrechten Haltung, die Wahrheit voraussetzt und von dem urchristlichen Bedürfnis „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ getragen ist. Seitdem die Menschheit besteht, versucht sie mehr oder weniger diesem edlen Grundsatz gerecht zu werden, ist jedoch immer wieder bei allen ihren Versuchen gescheitert.
Alexander der Große versuchte vor 2357 Jahren, Kulturen zu verbinden und Menschen verschiedenster Religionen zusammenzubringen. Er führte, um Völker zu vereinen, leider einen schrecklichen ersten Weltkrieg aber ist dennoch gescheitert an dem Machtstreben der eigenen untergebenen Feldherren, die ihre wirtschaftlichen Interessen über eine mögliche gemeinsame wirtschaftliche und multikulturelle geeinte Zukunft stellten. Daher musste sein Versuch der Zusammenführung von Kulturen scheitern.
Vor über 2000 Jahren begann ein Jude aus Nazareth eine soziale Gemeinschaft zu stiften, in der dann tatsächlich alle Menschen gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben sollten. Seine Waffe war nicht das Schwert, sondern Demut, der Verzicht auf Rache und die soziale Gleichstellung aller Menschen. Er stiftete eine Religion, die eine soziale Freiheitsbewegung auslöste und der Idee der Charta der Menschenrechte vorausging. Das Urchristentum verbreitete sich, weil es den Einzelnen achtete und schätzte. Aber damit wurde es zu einer Gefahr für die jeweils Herrschenden. Das Urchristentum wurde Staatsreligion, um es sich selbst zu entfremden. Die Menschen hatten zwar das tiefe Bedürfnis nach einer solchen Kirche der Befreiung, aber sie konnten sich nicht dagegen wehren wie aus diese Religion der Befreiung eine Unterdrückung wurde. Die Religion wurde gleichermaßen Trost, Sehnsuchtsziel, wie auch Instrument der Unterdrückung wie es Marx zusammenfasste.
Der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von Herrschaft ist wohl so alt wie die Menschheit selbst und bisher wurden alle Versuche einer Bewegung, die man unter dem Begriff Streben nach Demokratie zusammenfassen könnte, enttäuscht. Egal, ob vor 3.000 Jahren im alten China oder 1789 als aus der Revolution des Volkes gegen einen Kaiser ein neues Kaiserreich wurde.
Aber die Hoffnung auf eine Befreiung von der Unmündigkeit wurde nie aufgegeben. 1779 Jahre nach dem Versuch des Nazaretheners gab es einen erneuten unzähligen Versuch die Herzen der Menschen, die Ihre Sehnsüchte in verschiedenen Religionen suchten, zu einen, gleichzustellen und mit Respekt zusammenzuführen. Die Ringparabel von Lessing ist nun 245 Jahre alt und dennoch hat die Menschheit oder haben die Menschen daraus nicht viel gelernt. Sie lassen sich immer noch gegeneinander aufhetzen und noch schlimmer, in Kriege verwickeln, die nicht die ihren sind. Juden und Araber in Palästina sind keine Feinde, aber sie werden zu Feinden gemacht. Wieviel Trauer und wie viele Tränen müssen noch fließen bis das Leid im gelobten Land ein Ende finden wird?
Daniele Ganser formuliert es treffend, wenn er erklärt, dass alle Menschen Teil einer Menschheitsfamilie mit den gleichen universellen Rechten und Pflichten sind. Es ist vollkommen egal, ob einer Christ, Atheist, Jude, Araber, Buddhist, Hinduist, schwarz, weiß oder grün ist. Zuallererst ist jeder ein Mensch und muss und will auch stets jeder so behandelt und respektiert werden. Auch, wenn wir instinktiv einen uns unbekannten, fremden Menschen nach Eibl-Eibesfeldt intuitiv als mögliche Gefahr als Feind betrachten, so ist es unser seit Jahrtausenden tief verwurzelter Humanismus, der uns das Bedürfnis gegeben hat, in jedem Menschen zuerst einen möglichen Freund und Partner zu sehen. Daher sollten wir uns mit Kritik an anderen Kulturen und Herrschaftsformen zurückhalten und das Positive suchen, das Völker verbinden kann. Jedes Volk muss selbst entscheiden und ausprobieren können, welche Art von Staatsform es für geeignet hält und ob es eine jeweils bestehende Staatsform akzeptieren will oder nicht. Das betrifft alle Länder, egal, ob es um die Schweiz oder ob es um Russland, China oder Nordkorea geht. Wir müssen stets das Verbindende suchen und nicht das Trennende. Wie gehen wir aber mit Kriegen mit Diktaturen um? Wer definiert was eine Diktatur ist? Wer definiert, wer in einem Krieg der Schuldige ist? In der Realität wird die Geschichte immer vom Sieger geschrieben, nicht von den Besiegten. Wenn die USA Länder in Kriege verwickelt wie z.B. den Irak und Iran oder Länder angreifen, sich einmischen zerstören wie Vietnam, Nordkorea, Chile, Jemen, Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen, ect., dann werden andere Maßstäbe angelegt, als wenn andere Länder dies in einem viel geringerem Maße das tun. Wenn in der Ukraine Russland an einem Krieg beteiligt ist, wird das anders gewertet, als wenn Israel einen Krieg in Palästina führt. Von den politisch jeweils Herrschenden wird stets verlangt, dass man sich auf die eine oder andere Seite stellt. Auf diese Weise kann man aber Konflikte nicht befrieden, sondern im Gegenheil, man heizt sie an. Aber wer ist hier „man“? Es sind nicht die Menschen auf beiden Seiten, die Nationen und Völker die Kriege führen, es sind die jeweils politisch Herrschenden, die in der Regel wirtschaftliche Interessen haben, einen Krieg führen zu wollen.
Die Menschen haben in allen Ländern und Nationen der Welt die gleichen Bedürfnisse nach Frieden, Sicherheit und Wohlstand, dennoch lassen sie sich immer wieder von ihren jeweils „Herrschenden“ gegeneinander in Kriege führen.
Wie kann man diesem Teufelskreis ein Ende bereiten? Wie kann man diesem unerträglichen Hass der Menschen gegeneinander begegnen; insbesondere diesem unsinnigen, unbegreiflichen Hass gegen Juden? Ich meine nicht die Verachtung gegen eine Bankerdynastie wie z.B. den Rothschilds, die mit der Schlacht um Waterloo ihren ungerechtfertigten Reichtum begründet haben, sondern ich meine die Religionsgemeinschaft der Juden, die genau wie jeder Mensch in Frieden und Liebe zueinander leben wollen. Marx als Jude spricht von schmutzig jüdischen Verhältnissen. Aber er meint damit nicht die Religionsgemeinschaft der Juden, sondern nur die sehr wenigen, nämlich jene Bankhäuser, die mit Wuchergeschäften Menschen hintergehen und um Ihr Vermögen bringen, so wie das nach der Schlacht bei Waterloo 1815 bereits der Fall war. Die Schrecken der NS Zeit, haben uns gelehrt, dass jedes Auseinanderdividieren von Menschen, jede Hierarchie uns alle zu Opfern jener Profiteure macht, die letztendlich an der Spaltung der Menschen und an Kriegen verdienen.
Menschen sind stets einzelne unabhängige Individuen. Es gibt nicht die Gruppe, die in sich homogen ist. Fragen wie Schuld, Verantwortung kommen nie Gruppen zu, sondern einzelnen Individuen. Es gibt weder eine kollektive Schuld, wie eine kollektive Verantwortung. Es gibt die Schuld eines Einzelnen, wie auch von Millionen Einzelner sowie es auch eine kollektive Verantwortung oder besondere Verantwortung gibt. Verantwortung ist immer etwas Singuläres, das nur ein einzelner wahrnehmen kann, so wie auch nur ein einzelner Schuld tragen kann. Aus diesem Grund gibt es auch keine apriorische Staatsräson. Menschen wie Regierungen müssen von Fall zu Fall entscheiden, ob sie hinter einer Handlung stehen oder sich gegen ein Geschehen wenden. Es gibt keine bedingungslose Nibelungentreue. Und es darf sie auch nicht geben; auch nicht gegenüber Israel und nicht gegenüber den USA. Eine Freundschaft ist immer nur dann eine Freundschaft, wenn sie auch eine Kritik aushält.
In allen „Menschengruppen“ findet man Menschen, die andere missbrauchen. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Europäern und Afrikanern oder Christen und Muslimen. Wir dürfen nicht die politischen Regime, in denen Menschen leben mit den Menschen selbst verwechseln. Wir müssen vor allem immer daran denken, dass man ein Unrecht nicht mit einem Unrecht heilen kann.
Die Regierung Israels behandelt die Palästinenser bzw. die Araber wie Menschen 2. Klasse. Das kann nicht unsere Zustimmung finden. Aus diesem Grund gibt es auch in Israel Demonstrationen gegen die Regierung Netanjahu.
Es spielt bei einem Unrecht keine Rolle, was davor geschehen ist. Ein Unrecht bleibt immer ein Unrecht, auch wenn es immer ein davor gibt. Kein Mensch hat das Recht auf Unrecht oder Rache. Und egal wer ein Unrecht begeht oder begonnen hat, müssen wir dieses Unrecht beim Namen benennen und es kritisieren dürfen, erstrecht, wenn es um die Tötung von tausenden von Menschen geht. Es gibt keine Aufteilung in böses oder gutes Unrecht. Wir müssen stets gegen Unrecht auftreten, wo immer wir auch einem Unrecht begegnen, insbesondere, wenn es um das Töten von Menschen geht.
Orange bittet darum: Verwechselt bitte nicht die aktuelle Regierung Israels mit den Menschen, die in Israel oder in Palästina leben. Die Menschen wollen auf beiden Seiten aufrichtig und aus tiefem Herzen Frieden, den sie leider nicht bekommen. Die Opfer verdienen auf beiden Seiten unsere Anteilnahme und unsere Trauer.
Das Ziel eines Friedens kann es nicht sein, die eine oder die andere Seite zu vernichten. Auch, wenn der Traum surreal ist, lasst uns von einem Palästina träumen, in dem Juden, Araber und ein Israel seinen Platz finden und friedlich und in Liebe zusammenleben, in einem Staat und ohne Hass gegeneinander, ohne Grenzen, ohne Stacheldraht und Minenfelder. Lasst uns von einem Staat träumen, in dem die Religion private Angelegenheit ist und nicht darüber entscheidet, ob ein Mensch Freund oder Feind ist. Wenn wir an die aktuelle Situation in Palästina und Israel denken, empfinden wir eine tiefe Traurigkeit und wünschen uns, dass das Leid auf beiden Seiten endlich ein Ende findet. Vielleicht kann der Frieden nur durch eine Basisbewegung geschaffen werden wie es Barenboims West-Eastern Divan versucht, eine solche zu begründen.